Der „Groß-Buchholzer Dorfbrunnen“
In der Pinkenburger Straße ist der vom Pinkenburger Kreis geschaffene„Dorfbrunnen“ ein beliebtes Ausflugsziel.
Zwischen der alten Zollstation Pinkenburg und der Freiw. Feuerwehr, hier schlug einst das Herz des Dorfes Groß-Buchholz. Und trotz der Müllcontainer, des Unrats und der Schlammlöcher sollte das bald wieder so sein, nahmen wir uns 1991 vor. Der Pinkenburger Kreis“ hatte den örtlichen Weihnachtsmarkt ins Leben gerufen und inzwischen hatten sich einige Erträge angesammelt, die von vorn herein für die Verschönerung des alten Ortsbildes verwendet werden sollten. Es wurde den Vereinsmitgliedern die Idee vorgestellt,. einen Brunnen zu schaffen. Grundlage der erste Überlegungen war eine rund 3000 DM teure Ausführung aus Beton. Bereits zu dieser Zeit, als lediglich die Idee eines Brunnens geboren war, konnte das Tiefbauamt der Stadt Hannover dazu bewegt werden, den „Bauabschnitt 1“ bei der Erneuerung der Pinkenburger Straße nicht -wie zuerst geplant- mit Asphalt-Decke und Betonplatten-Fußwegen auszuführen, sondern im Hinblick auf das alte Ortsbild in Kopfsteinpflaster.
Als die Scheune der Pinkenburg zum Wohnhaus umgebaut wurde, erklärte sich die Eigentümerin Frau Schmidt-Ebeling in einem Gespräch bereit, als Grundstückseinfriedung nicht einen Holzpallisadenzaun zu setzen, sondern eine Buchenhecke und Rotdornbäume zu pflanzen. Einige Zeit später plante die Freiwillige Feuerwehr einen neuen Zaun. Ein Stahlgitterzaun sollte es sein. Auch in diesem Fall sorgen ein Gespräch und ein finanzieller Zuschuss vom „Pinkenburger Kreis“ für Einsicht und die Feuerwehr setzte einen Holzstakettzaun. Schließlich wurde mit den Stadtwerken über deren Grundstück verhandelt, das den Straßenabschnitt erst zu einem Platz, einem „Dorfplatz“ machen sollte. Den Stadtwerken konnte klargemacht werden, dass ein kleineres Grundstück auch weniger Pflegekosten bedeutet. Doch es war gar nicht eindeutig, dass die Stadt Hannover diese Fläche übernehmen würde, denn somit kämen natürlich auf die Stadt Kosten für Pflasterung, Pflege, Versicherung zu. Doch wir erkämpften die Übernahme dieser Fläche durch die Stadt Hannover.
Einen ganz besonderen Kampf bedeutete das Thema „Historische Straßenlaternen“. Am Anfang stand das Wissen, dass etliche Vorkriegslaternen-Masten noch vorhanden waren, eingelagert in einer städtischen Tiefgarage. Die Stadt Hannover stritt dies Anfangs ab und musste diesbezüglich erst „überführt“ werden. Wir ließen uns von einer Fachfirma ein Angebot für die Anfertigung originalgetreuer Kuppeln machen. Die Stadt lehnte diese Laternen ab, da sie zu dunkel und daher für den Strassenverkehr nicht tauglich seien. Einige Monate später, nach einem ausgedehnten Briefwechsel und dem Vorliegen eines nachgebesserten Vorschlages mit veränderter Technik lehnte die Stadt die neue Variante ebenfalls ab, da die Lampen zu hell seien und daher die Autofahrer blenden würden. Auch das Amt für Denkmapflege lehnte die Lampen ab, da hier auf dem Dorfe solche Lampen nie gestanden hätten. Mittels alter Aufnahmen wiesen wir nach, dass die Stadt im Irrtum war. In all dem, was wir wollten, setzten wir uns schließlich durch.
Die Idee des Brunnens wurde weitergesponnen und wir alle waren uns einig, dass es etwas richtig Schönes sein sollte. Der Anstoß kam aus Bad Münder. In der dortigen Fußgängerzone fiel meiner Familie ein sehr dekorativer Brunnen auf, umstellt von bronzenen Tierfiguren. Ich machte den Ricklinger Bildhauer Bernd Maro ausfindig und nahm zu ihm Kontakt auf.
Die Arbeiten des Bildhauers wurden dem Pinkenburger Kreis vorgestellt und die Entwicklung nahm ihren Lauf. Der Künstler bekam als Thema „Erinnerung an die dörfliche Vergangenheit“. Er sah sich den Platz ausgiebig an, verzehrte in meiner Küche ein paar Biere und einige Brote mit Schinken aus unserer letzten Schlachtung und einige Wochen später hatte er diverse Entwürfe fertiggestellt. Aus allen Entwürfen entschieden sich die Mitglieder relativ einhellig für die heutige Fassung. Lediglich ein Hund, der die Katze ankläffen sollte, fiel dem Kostenrahmen zum Opfer.
Nun konnte ich Gespräche aufnehmen mit dem Grünflächenamt, mit Bauamt und Tiefbauamt, Kulturamt, Stadtwerken, und vor allem dem sehr hilfreichen Stadtplanungsamt (Frau Hoff). Rund DM 40.000 konnten an Spenden von Groß-Buchholzern gesammelt werden, DM 20.000 kamen vom Bezirksrat dazu. Es war ein zähes Ringen. Allein ein winziges Detail, nämlich einen Findling von der -bundeseigenen- nur 200m. entfernten Autobahnböschung auf den Platz zu bekommen, bedeutete 22 Telefonate. Mitgezählt! 1997 war es soweit. Die Straße wurde auf Druck des Pinkenburger Kreises gepflastert statt asphaltiert und im Zuge dieser Baumaßnahmen legten unsere Mitglieder dann persönlich Hand an. Schächte wurden gegraben, Leitungen verlegt und schließlich die Kalksandsteinblöcke aus Obernkirchen vermauert.
Bei den Figuren war vom Ricklinger Bildhauer Bernd Maro eines nicht bedacht worden: Der Wasserstrahl der pinkelnden Ziege! Bauunternehmer Ludwig Tegtmeyer persönlich nahm Maß und stellte sicher, dass der Pinkel-Winkel so eingestellt wird, dass der Strahl die Ablauf-Vertiefung trifft, nicht aber den Fußweg. Als die Wachsmodelle der Figuren fertiggestellt waren, rief der Bildhauer mit verzweifelter Stimme an. Er habe versäumt, an die ganz kleinen Kinder zu denken, denn die kämen beim Spielen weder auf das Schwein, noch auf die Ziege hinauf. Es müssten unbedingt noch drei Ferkel hinzu. Und nochmal hieß das für uns, pro Ferkel DM 1200.- an Spenden zusammenzubringen, was mir mithilfe von drei „Ferkel-Paten“ auch gelang. Irgendwie zogen alle Groß-Buchholzer damals an einem Strick, wir alle wollten unseren Brunnen. Dieter Lange besorgte den großen Findling, Paul Holzberg zimmerte den Infokasten, Frau Mierke pflanzte Kletterrosen und ich rang dem Grünflächenamt als Schmuckbaum noch einen Speierling ab, eine der seltensten Baumarten Deutschlands. Einst stand diese Obstbaumart auf den Gütern Karls des Großen. Ein Fahnenmast wurde angeschafft und eine Bodenhülse für Mast, Mai- oder Weihnachtsbaum im Pflaster eingebaut. Nach vielen Jahren zähen Ringens stimmte das Tiefbauamt nun auch der Aufstellung der historischen Gaslaternen zu, die ebenfalls allesamt vom Pinkenburger Kreis aus Spendenmitteln finanziert worden sind. Hinzu kamen noch zwei Bänke, die ebenfalls vom Pinkenburger Kreis aus Spenden finanziert wurden.
Am 1.Mai 1998 war es soweit. Zur Eröffnung konnten wir eine Persönlichkeit gewinnen , die unsere Geschichte in besonderem Maße verkörpert. S.K.H. Prinz Heinrich von Hannover, Herzog von Braunschweig und Lüneburg und Königlicher Prinz von Großbritannieen und Irland, weihte mit dem ersten Knopfdruck „Wasser Marsch“ den Brunnen ein. Seitdem trägt der Pinkenburger Kreis alle Wasser- und Unterhaltskosten des Brunnens und wird sich demnächst auch um die urologischen Probleme der leider nicht mehr pinkelnden Ziege kümmern. Vor allem jedoch ist der neue Groß-Buchholzer Mittelpunkt seitdem nicht nur ein Denkmal für die bäuerliche Vergangenheit, sondern auch für Bürgerengagement und Gemeinsinn in unserer Zeit.
F.-W. Busse